Konferenz „Soziale Ungleichheit überwinden – von der Utopie zur Realität

12. September 2019

Im Rahmen ihres zweimonatigen Praktikums in der Geschäftsstelle des FORUMS MENSCHENRECHTE nahm Sandra Horsch am 12.09.2019 an der Konferenz “Soziale Ungleichheit überwinden – von der Utopie zur Realität” teil.

Ihr Bericht:

Die von VENRO (Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe) organisierte Konferenz beschäftigte sich mit Ursachen und Bekämpfung der wachsenden sozialen, ökologischen und ökonomischen Ungleichheit in Deutschland und weltweit. Vertreter_innen aus Politik, Wirtschaft und der Zivilgesellschaft diskutierten über die beobachtbar wachsende Ungleichheit und deren Bekämpfung mittels der Ziele der Agenda 2030. Sowohl die Gäste als auch die als Schwerpunkt gesetzten Themen boten viele Möglichkeiten und Anregungen, sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit sozialer Ungleichheit zu befassen.

Die Konferenz begann mit einer Begrüßung von Dr Luise Steinwachs der stellvertretenden Vorsitzenden von VENRO. Nach einer kollektiven Keynote folgte eine Podiumsdiskussion zu Ursachen und Konsequenzen sozialer Ungleichheit, die der sehr unterschiedliche Perspektiven auf Armut(sbekämpfung) deutlich werden ließen. Anschließend befassten sich vier Foren mit den Themen:

  • Öko-faire Lieferketten – wo bleibt die Pflicht für die Unternehmen
  • Agenda 2030 in Deutschland und Europa – für eine Sozialpolitik, die Armut und soziale Ungleichheit überwindet;
  • Ausbeuterische Beschäftigungsverhältnisse überwinden – eine zentrale Aufgabe für Politik und Unternehmen (organisiert und moderiert vom FORUM MENSCHENRECHTE, Dr. Hildegard Hagemann)
  • Sozial gerechte Gestaltung des Klimawandels

Soziale Ungleichheit ist ein Begriff, der verschiedene politische, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Faktoren zusammenfasst, die wiederum ungleiche Verteilung fördern. Dies hat unterschiedliche Dimensionen wie Bildung, Einkommen, Macht, Selbstbestimmung, aber auch Gesundheit oder Zugang zu Ressourcen wie Wasser. Dabei kann Ungleichheit sowohl zwischen einzelnen Individuen und Gruppen auftreten als auch zwischen Staaten oder Kulturen. Als Thema ist soziale Ungleichheit somit gleichermaßen weit und vage gefasst, wie auch wichtig und zukunftsrelevant.

Auf der Konferenz kamen zwei zentrale Aspekte sozialer Ungleichheit zur Sprache.

  1. Soziale Ungleichheit ist menschengemacht und verweist auf die vorherrschenden ökonomischen und politischen Machtstrukturen. Systemische Voraussetzungen führen zu sozialer Ungleichheit. Folglich muss das System als Ganzes auf den Prüfstand. Das bedeutet, dass die Ungleichheitsdebatte nicht losgelöst von anderen zentralen gesellschaftlichen Debatten, wie der um Nachhaltigkeit, geführt werden kann. Solche Strukturen haben sich allerdings über eine lange Zeit aufgebaut. Sie haben eine Geschichte, führen eine Tradition fort und bieten vielfach auch Sicherheit und Stabilität zumindest in dem Sinne, dass Risiken, auch wenn sie hoch sind, kalkulierbar sind. Neue Strukturen zu schaffen braucht Zeit und Geduld, vor allem aber auch Visionäre und Hartnäckigkeit. Große Akteure, insbesondere aus Wirtschaft und Politik, aber auch aus der Zivilgesellschaft tragen dabei eine große Verantwortung.
  • Sozial Schwächere haben oft keine Stimme und keine Chance, sich Gehör zu verschaffen und für ihre Rechte einzutreten. Es ist daher sehr wichtig, sie aus der Abhängigkeit und zu mehr sozialer Teilhabe zu führen. Doch auch jede_r persönlich trägt Verantwortung für die Konsequenzen des eigenen Handelns im Großen wie im Kleinen. Alltägliche Konsumentscheidungen beispielsweise können die eine oder die andere Struktur stärken oder schwächen. Dabei ist es wichtig, dass alle sich ihrer Rolle und Position bewusst sind. Sich gegen die vorherrschenden Strukturen zu stellen ist nicht immer bequem, doch wenn die Utopie zur Realität werden soll, müssen auch individuell neue Wege beschritten werden.

Beim Abschlusspodium “So kann’s gehen” und der Diskussion dazu wurde noch einmal deutlich, wie verschiedene Armutsbekämpfungsstrategien sich aus (z.B. regional, politisch) unterschiedlich gewichteten Aspekten sozialer Ungleichheit ergeben. Klar war dabei allen Beteiligten: Der Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren muss fortgeführt werden, reicht aber längst nicht. Es besteht dringender Handlungsbedarf.  Dabei muss das Bewusstsein dafür wachsen, dass es eine fatale Wechselwirkung von ungleicher politischer Teilhabe und ungleichen Möglichkeiten der Überwindung von sozialer Ungleichheit gibt.

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